Förderung

Es gibt prinzipiell drei Orte, an denen eine Förderung stattfinden kann: die Schule, das Elternhaus (unterstützend) oder ein lerntherapeutisches Institut/eine lerntherapeutische Praxis. Welcher Förderort am besten geeignet ist, hängt von verschiedenen Bedingungen ab und kann nicht allgemeingültig beantwortet werden, wobei die Rolle der Eltern zwar für die emotionale Stärkung des Kindes naturgemäß eine tragende Rolle spielt, jedoch für die Förderung der Rechenstörung nur eine begleitende und strukturierende sein kann. Wenn eine Förderung an mehr als einem Ort geschieht, ist es unbedingt erforderlich, dass sich die Beteiligten an einem gemeinsamen Konzept orientieren.

Weiterhin ist zu beachten, dass in der Schule betroffene Kinder und Jugendliche gemäß anderer Gesichtspunkte gefördert werden, als in einer außerschulischen Einrichtung. Dies wiederum kann bei Betroffenen zu großer Verwirrung führen, wenn es nicht transparent und in Abstimmung geschieht.

Förderort Schule

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Förderung in außerschulischen Einrichtungen

Neben einer im besten Fall bereits bestehenden schulischen Förderung kann eine weitere Förderung durch Lernzentren und -institute oder in lerntherapeutischen Praxen stattfinden. Erfolgt die Kostenübernahme über das Jugendamt, ist man an die Institute/Praxen gebunden, die mit dem Jugendamt zusammenarbeiten.

Wichtig bei allen Therapieformen ist ein individueller Ansatz, um das Kind bestmöglich zu fördern, und eine gute Kooperation zwischen Schule, Therapeut und Eltern. Der Beruf „Lerntherapeut“ ist noch nicht gesetzlich geschützt. Wenn die Eltern eine Einrichtung auswählen, sollten sie sich auf jeden Fall nach der Ausbildung der dort Tätigen erkundigen. Vorgaben zu der benötigten Ausbildung gibt zum Beispiel ausführlich der Fachverband für integrative Lerntherapie FiL e.V., man findet die Standards auf der Homepage www.lerntherapie-fil.de.

Empfehlungen für den Förderort Elternhaus

  • Akzeptanz,
  • Zutrauen,
  • kurze, übersichtliche und kontinuierliche Lerneinheiten (mit klar definiertem Ende),
  • Hilfe geben, wenn nötig,
  • dabei bleiben, wenn das Kind Übungen macht,
  • reizarme Umgebung,
  • Wochenende und Ferien sind (teilweise) freie Zeit,
  • In der dritten Klasse kann ein Kind ca. 20 Minuten am Stück konzentriert arbeiten. Es ist sinnvoll, dem Kind immer wieder kurze Pausen zu gönnen. Ein Schluck Wasser, der Gang zur Toilette, sich strecken usw. tragen zur Entspannung bei.
  • Es sollte kein Druck ausgeübt werden, denn das trägt nur zur weiteren psychischen Belastung des Kindes bei und Geduld sollte aufgebracht werden.
  • Dem Kind sollte angeboten werden, das Veranschaulichungsmaterial, welches in der Schule verwendet wird, auch zu Hause einzusetzen, damit es die Aufgaben besser verstehen kann. Es sollte von allen Seiten bedacht werden, dass es nicht am Unwillen oder gar der „Faulheit“ des Schülers liegt, wenn er heute Aufgaben nicht kann, die er gestern scheinbar problemlos gelöst hat.
  • Außerdem sollte bedacht werden, dass das Kind (schlimmstenfalls) auch vonseiten der Mitschüler einem enormen Stress als „Versager“ ausgesetzt ist und in der Schule oftmals gegen die soziale Ausgrenzung des Kindes gearbeitet werden muss.
  • Loben ist für das Kind sehr wichtig, denn es hat sich jeden Schritt hart erkämpft, gegebenenfalls kann man auch ein „Bonussystem“ einführen.
  • Äußerungen wie zum Beispiel „Das ist alles falsch““, „Du hast gar nichts verstanden!“ sollten vermieden werden, denn dies würde die Angst des Kindes vor dem nächsten Versagen schüren. Viele Kinder mit Dyskalkulie haben ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Ein rechenschwaches Kind muss gestärkt werden, es soll nicht das Gefühl haben, dass es das „Schlechteste“ von allen Kindern oder „dumm“ ist.
  • Es ist wichtig, dass das Kind darüber aufgeklärt wird, warum es Schwierigkeiten mit Rechenaufgaben hat, um ihm das Gefühl des Versagens zu nehmen. Oftmals hilft es auch, das Kind wissen zu lassen, dass es mit der Diagnose Dyskalkulie nicht alleine ist und es anderen ebenso ergeht.
  • Starrt das Kind vor sich hin, ist nicht immer davon auszugehen, dass es träumt. In den meisten Fällen konzentriert es sich darauf, die Aufgaben zu lösen. Rechenaufgaben richtig zu lösen, erfordert bei rechenschwachen Kindern ein hohes Maß an Konzentrationsarbeit, wodurch mehr Zeit benötigt wird. Es muss genau überlegen, zum Beispiel: ´Muss ich jetzt Plus oder Minus rechnen?´, ´Wo steht der Einer?´, ´Geht es über den Zehner hinaus?´, ´Welche Zahlen muss ich zusammenrechnen?´. Für Menschen „ohne“ Dyskalkulie sind dies Selbstverständlichkeiten, die nicht mehr bedacht werden müssen, wogegen das rechenschwache Kind sich alle Zwischenschritte immer wieder neu erarbeiten muss.

Zusammenarbeit zwischen Lehrkräften, Therapeuten und Eltern

Die Zusammenarbeit von Eltern, Schule und Therapeuten ist außerordentlich wichtig. Durch den regelmäßigen Austausch kann so am besten auf die Bedürfnisse des Kindes eingegangen werden, ein individueller Förderplan erstellt und der Förderprozess optimiert werden.

Eine genaue und individuelle Analyse der vorherrschenden Schwierigkeiten des Kindes beim Rechnen ist maßgeblich für den Erfolg der Förderung. Nach der Analyse sollte seitens der Lehrer in Abstimmung mit dem Lerntherapeuten (falls vorhanden) ein Förderkonzept erstellt und unter Einbeziehung der Eltern eine Arbeitsaufteilung besprochen.